Bondage-Holzdrucke

von Wolf Hoog

erwartend abheben eintretend anzapft
erwartend abheben eintretend anzapft
ausgeliefert angeschwemmt abgehangen imNetz
ausgeliefert angeschwemmt abgehangen imNetz

Holzschnitt ist nach dem Naturselbstdruck, bei dem Pflanzen-, Tier- oder Körperteile als Stempel verwendet werden, die wohl älteste aller Drucktechniken. Sie erwächst quasi ohne klare Grenze aus ersterer, sobald die Maserung einer Holzplatte durch Schleifen oder Aufrauhen verändert wird, um das Druckbild zu verändern. Mit den Jahrtausenden wurde die Technik immer mehr verfeinert, bis das Holz schließlich weitgehend durch Metall- oder Kunststoffplatten ersetzt und vom Hoch- zum Tief- und Flachdruck gewechselt wurde. Seither fristet der Holzdruck ein Schattendasein, das sich als ihm unwürdig entpuppt, wenn man die vielen Vorzüge dieser archaischen Technik entdeckt.
In Zeiten der unbegrenzten Reproduzierbarkeit von Bildern gewinnt ein Vervielfältigungsweg, der doch nie vollkommen identische Abbildungen erzeugt, neuen Reiz. Das sich beim Drucken selbst immer wieder ein kleines bißchen verändernde Holz bewirkt, daß jedes Exemplar einer Druckreihe eigentlich doch ein Unikat wird. Und je gröber und wilder man mit dem Druckstock umgeht, umso auffälliger sind die Unterschiede. Und die Kurzlebigkeit der Platten zwingt zu kleinen Auflagen.
Noch ein zweiter Vorzug des Holzes scheint mit den Jahrtausenden in Vergessenheit geraten zu sein: Mangels anderer dazu besser geeigneter Techniken versuchte man meist, möglichst feine Drucke mit möglichst gleichmäßigen Farbflächen herzustellen. Doch das Holz wehrte sich immer wieder gegen diese Mißachtung seiner Eigenheiten - und wurde damit bestraft, zum Inbegriff des Grobschlächtigen zu werden. Aber dieses Bild ist unberechtigt, denn der Struktur des Holzes wohnt eine ausgeprägte Feinheit und ein zartgliedriger Detailreichtum inne. Zugegebenermaßen auch Eigenwilligkeit, der sich der Künstler manchmal unterordnen muß. Doch dies wird durch die ungemeine Vielseitigkeit dieses Werkstoffes belohnt. Phantasielos ist, wer Holz nur schneiden will, wenn es sich doch drücken, pressen, reiben, kratzen, bürsten, schleifen und polieren läßt! Und die Übergänge und Schattierungen, die oft auch abhängig von Maserung, Alter, Art und Zustand des Holzes entstehen, überraschen durch Ihre Vielgestaltigkeit in kleinsten Details.
Inhaltlich habe ich mich in dieser ersten Bondage-Holzdruck-Reihe von verschiedenen, oft selbsterlebten Situationen inspirieren lassen. Z.B. im Druck "ausgeliefert" als meine erste Skalvin mit gespreizten Beinen vor mir am Boden lag. Oder verschiedene Handwerk&Bondage-Experimente in den Drucken "angeschwemmt" und "im Netz".
Ebenso wie bei vielen meiner Photos (siehe hoog.at), will ich auch bei Holzdrucken manches lieber nur andeuten, um genug Raum für die Phantasie zu lassen. Ich finde es bei Hochglanz-Fetisch-Aufnahmen ebenso wie bei Horrorfilmen, denen ein Übermaß an technischen Spielereien jeden Grusel nimmt, schade, wenn zu viel gezeigt, wenn übereifrig alles ausgeleuchtet und damit dem Betrachter die Möglichkeit genommen wird, seine Ängste oder Wünsche in das Gesehene zu projizieren, wie wir als Kinder unsere Ängste & Wünsche den Geistern unter dem Bett oder den schwarzen Männern im Schatten des Waldes übertragen konnten.
Und auch hier bietet der Holzdruck viele Vorteile. Genauso wie stille Dunkelheit manchmal weniger Angst macht als z.B. die unruhigen Schatten des nächtlichen Waldes, ist eine schwarze Fläche langweilig neben den phantasieanregenden Formen der Holzmaserung.

Alle Drucke sind in kleinen Auflagen auf hochwertigem Papier (etwa 30x40 auf 40x50cm) erhältlich. Bitte dazu um Kontaktaufnahme

(cc)by-nc-nd: Wolf Hoog